Sonntag, 20. Januar 2008

*Schlaflos*

Plötzlich ist er da. Es ist drei Uhr in der Früh und nichts lieber würde ich gerade als schlafen. Doch so sehr die Müdigkeit mich auch dazu treiben mag, mich endlich hinzulegen und die Augen zu schließen, es geht einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich den Punkt erreiche, langsam vom Wachsein in den Schlaf hinüberzugleiten, schüttelt sich mein Körper, ich schrecke auf und fühle mich wie betäubt.

Ich habe gehofft, diesen Moment hinauszögern zu können, vielleicht bis ich tatsächlich am Flughafen stehe, oder besser noch, bis ich in London gelandet und endgültig auf mich alleine gestellt bin. Doch nun hat mich der Moment, in dem ich die Gegenwart erstmals seit meinem Entschluss, Deutschland zu verlassen und nach London zu gehen, tatsächlich realisiere, eingeholt. Aus einem Gedanken, einem Wunsch, einer fixen Idee und einer jahrelangen Sehnsucht ist auf einmal eine feste Entscheidung geworden, die ich nun nicht mehr rückgängig machen kann. Bisher habe ich noch keinen Moment ernsthaft an meiner Entscheidung gezweifelt oder sie gar bereut, auch wenn sie mir in den letzten Tagen immer häufiger Tränen in die Augen treibt. Dennoch, das Gefühl im Moment des Realisierens habe ich mir weniger intensiv und vielschichtig vorgestellt. Mein Herz rast geradezu, meine innere Ausgeglichenheit ist längst von dem immer stärker werdenden flauen Gefühl in meiner Magengegend eingenommen, ich verspüre kaum noch Appetit, aber dafür zunehmend die Angst, die Kontrolle über mich und meinen Körper zu verlieren. Ich komme einfach nicht mehr zur Ruhe. In den Augenblicken, in denen ich meinen Körper noch spüre, werde ich von zahllosen Gedanken vereinnahmt, die meinen Kopf fast zum Zerspringen bringen.

Mittlerweile ist es 3:40 in der Früh und seit nunmehr drei Stunden versuche ich vergebens, auch nur ein wenig Schlaf zu finden. Ich versuche, die Gedanken daran, dass es bereits diese Woche so weit ist, auszublenden, doch alle alternativen Gedanken erzeugen entweder Bilder längst vergangener Tage in meinem Kopf, die Trauer und einen Anflug von Verzweiflung in mir auslösen, oder Vorstellungen von dem, was mich erwarten könnte, was meine innere Unruhe nur noch nährt.

Ich weiß, so konfus und hilflos ich mich zur Zeit auch fühlen mag, dass diese Gefühle normal und sogar richtig sind. Natürlich freue ich mich auf London, täte ich das nicht und wäre ich nicht bereit, dafür etwas aufzugeben, hätte ich den Entschluss nie gefasst. Aber genauso wichtig ist es, dass dem lachenden ein weinendes Auge entgegengesetzt ist, das einen das Bisherige nicht vergessen lässt und einen lehrt, es zu schätzen.

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